Gute Laune und Melancholie: Wanda auf dem Kimiko
Das Kimiko Campus Festival rückt näher und näher. Allerhöchste Zeit, an dieser Stelle die übrigen Headliner in diesem Jahr vorzustellen. Wir starten mit: Wanda.
Der Musikexpress hat die österreichische Band Wanda als „vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation“ beschrieben. Der Versuch, sie einem Genre zuzuordnen, erweist sich aber als gar nicht so leicht. Geprägt wird die Musik der Wiener von verschiedenen Indie-, Rock’n’Roll- und Grunge-Bands. Ergebnis sind poprockige Songs, denen man den Einfluss der 80er und 90er Jahre anhört.
Wanda – das sind Marco, Manuel und Ray – gründeten sich 2012. Ihr Debütalbum Amore folgte 2014, parallel dazu tourten sie erstmalig durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Inzwischen gibt es fünf Alben der Wiener (ein sechstes folgt kommende Woche), 14 Platinauszeichnungen und insgesamt 300 Wochen Aufenthalt in den Charts.
Man merkt, Musik war immer Plan A der Jungs, eine Alternative gab es nicht. Dabei war der Hauptgrund für die Gründung, Konzerte zu spielen – eigene Musik zu machen stand zunächst im Hintergrund.
Gut, dass sich das geändert hat. Nur wenige Künstler:innen stellen das Zusammenspiel aus Exzess und Existenzialismus so glaubwürdig dar wie Wanda. Sänger Marco betrachtet sich selbst in seiner Arbeit an den Texten als Lyriker – überwiegende Themen seines Werks sind Leben, Liebe, Einsamkeit, Zusammenhalt, Enttäuschung und Tod.
„Du hast Glück, dass du Gewinner bist / Frag dich nicht, wie’s als Verlierer ist / So, wie die Sterne am Horizont stehen / Kann’s jeder sein, aber keiner kann es wählen“ (Jeder kann es sein)
Die teilweise auf Wienerisch dargebotenen Texte sind melancholisch, während die Musik von Wanda gute Laune versprüht. Eine Kombination, die das Gefühlschaos der Band gut beschreibt. Auf der einen Seite die Freude darüber, die Musik machen zu können, die sie machen wollen und dabei erfolgreich zu sein und Menschen zu erreichen. Auf der anderen Seite der Verlust, der die Band in den letzten Jahren begleitet hat.
Nicht nur hat Schlagzeuger Vali Wanda 2023 verlassen, nach schwerer Krankheit verstarb Christian – Keyboarder und Gründungsmitglied – 2022 in der Woche, in der das fünfte Album veröffentlicht wurde. Der Song Va bene, noch vor Christians Tod geschrieben, drückt die böse Vorahnung seiner Bandkollegen aus: „Man wird lächerlicher, man wird grausamer / Und es muss trotzdem alles weitergehen / Es muss weitergehen“.
Eine große Hilfe in der Zeit waren die Fans. Sie machten die Auftritte leichter, trauerten gemeinsam mit den Jungs und feierten zur gleichen Zeit das musikalische Erbe Christians. Besonders emotional wird es auf den Konzerten wenn Bei niemand anders gespielt wird – eine Widmung und Hommage an den Keyboarder.
„Bei niemand anders werd‘ ich sein wenn die Welt untergeht / Und deine Angst vor dem Ende ist so alt wie die Menschheit selbst / Und wenn du glaubst, dass es endet, bin ich da und ich halt dich fest“ (Bei niemand anders)
In den vergangenen Monaten kamen drei neue Singles raus, die das sechste Album Ende nie einleiten. Mit Jeder kann es sein ist die jüngste Single ein Schunkelsong über das willkürliche Leben – eben die wandatypische Mischung aus guter Laune und Melancholie, auf die wir uns am 14. Juni auf dem Kimiko freuen dürfen.
Alle Infos gibt es auf kimiko-festival.de.
Abschließend noch ein Fun Fact für diejenigen, die sich fragen, woher der Name der Band kommt: Sie ist nach der „Wilden Wanda“ benannt, Wiens einzige Zuhälterin in den 1970ern und Ikone der Stadt.
Foto: Luis Engels