Wie Aachener Unternehmen und ihre Mitarbeitenden die Mobilitätswende gestalten
Drei Fragen an: Christian Thommes, Leiter des Programms „Clever Mobil”, mit dem Unternehmen in der Region ihr betriebliches Mobilitätsmanagement aufstellen können.
Von Marianka Lesser
Verkehrsprobleme gehören in Aachen zum Alltag. Dass wir selbst mit unserem persönlichen Mobilitätsverhalten zu diesen Problemen beitragen und dies zudem klimaschädlich ist, ist den meisten von uns bewusst. Doch vom Bewusstsein bis zur Verhaltensänderung im eigenen Alltag ist es ein langer Weg.
Unternehmen aus Aachen und der Städteregion, die eine Veränderung im Mobilitätsverhalten ihrer Mitarbeitenden erzielen wollen, können dafür Unterstützung bekommen. Das Programm „Clever Mobil“ von Stadt, Städteregion, IHK, AVV und Aseag ist die zentrale Anlaufstelle zum Thema betriebliches Mobilitätsmanagement in der Region. Unternehmen werden hier rund um Mobilitätsthemen beraten, begleitet und vernetzt.
Über die Arbeit von Clever Mobil und die Möglichkeiten für Unternehmen haben wir mit Christian Thommes gesprochen, der das Programm leitet.
yonu: Aktuell nehmen 30 Unternehmen am Programm „clever mobil“ teil. Was für Unternehmen sind das?
Thommes: Wir haben Unternehmen unterschiedlicher Größenordnung in unserem Netzwerk Clever Mobil. Angefangen bei der DTV Verkehrsconsult GmbH als Unternehmen mit etwa 30 Mitarbeitenden bis zum hiesigen Klinikverbund mit rund 10.000 Mitarbeitenden. Die meisten Unternehmen im Netzwerk haben zwischen 400 und 600 Mitarbeitende. Aktuell begleiten wir auch die Stadt Aachen mit etwa 6.500 Mitarbeitenden bei der Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Also, es machen sowohl Privatunternehmen als auch öffentliche Einrichtungen wie Kommunalverwaltungen mit.
yonu: Welche ersten Schritte empfehlen Sie einem Unternehmen, das seine Mitarbeitenden bei einem klimafreundlichen Mobilitätsverhalten unterstützen möchte?
Thommes: Der erste Schritt, den ich empfehle, ist, sich unserem Netzwerk anzuschließen. Das ist – wie alle Angebote im Rahmen von Clever Mobil – kostenfrei. Außerdem sollte gleich zu Beginn eine Ansprechperson für betriebliches Mobilitätsmanagement im eigenen Unternehmen benannt werden, um so mit ihr die nächsten Schritte zum Einführen oder Optimieren eines betrieblichen Mobilitätsmanagements nachhaltig zu verankern.
Im zweiten Schritt untersuchen wir gemeinsam mit dem Unternehmen anhand unseres Analyse-Tools, wie die Mitarbeitenden zur Arbeit kommen und welche Potentiale für einen Umstieg sich daraus ableiten lassen. Parallel dazu kann sich das Unternehmen bereits über verschiedene Mobilitätsangebote informieren – etwa Job-Rad-Leasing, Job-Ticket, Deutschland-Ticket oder Sharing-Angebote.
Neben oder anstatt der Mobilitätsanalyse können die Unternehmen auch unsere Themen-Meetings, die alle sechs bis acht Wochen digital stattfinden, nutzen, um sich rund um Themen des betrieblichen Mobilitätsmanagements zu informieren.
Im dritten Schritt können teilnehmende Betriebe Alternativen zum eigenen Auto ganz einfach ausprobieren. Derzeit können wir den Unternehmen 120 Testmöglichkeiten anbieten – vom klassischen Pedelec über Lastenräder, E-Sitzroller und Elektrofahrzeuge bis hin zum kostenlosen Nutzen von ÖPNV- und Sharing-Dienstleistern.
Vierzehn Tage lang können Mitarbeitende des Unternehmens ein Mobilitätsbudget nutzen und ausprobieren. Ab Ende Oktober können teilnehmende Unternehmen auch noch ein zusätzliches Testangebot in Anspruch nehmen. Mitarbeitende erhalten zum ersten Mal die Gelegenheit, kostenfreie Mitfahrgelegenheiten auszuprobieren.
yonu: Welche Mobilitätsmaßnahmen haben Unternehmen aus dem Netzwerk Clever Mobil bereits dauerhaft umgesetzt?
Thommes: Häufig wird zunächst das Fahrrad-Leasing eingeführt. Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin least das Fahrrad über 36 Monate und überlässt es der oder dem Mitarbeitenden zur freien Nutzung. Dank vorteilhafter Versteuerung können Mitarbeitende so bis zu 40 Prozent gegenüber dem klassischen Kauf sparen.
Neben dem Fahrrad-Leasing ist auch die Einführung eines Job- bzw. Deutschlandtickets eine oft gewählte erste Maßnahme.
Darüber hinaus errichten einige Unternehmen gesicherte Fahrrad-Abstellanlagen für die hochwertigen Fahrräder oder Ladesäulen für die Nutzung von privaten Elektroautos auf Ihrem Betriebsgelände. Und allein die Benennung einer Ansprechperson im Unternehmen ist schon eine wichtige Maßnahme, mit der das Thema dauerhaft im Unternehmen verankert wird.
Unternehmen leisten mit der Umsetzung solcher Maßnahmen nicht nur einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele, sondern steigern auch gleichzeitig damit ihre Attraktivität als Arbeitgeberin bzw. Arbeitgeber.
Weitere Infos zum Projekt Clever mobil gibt es unter https://www.go-clever-mobil.de/.
Titelbild: Beispiele aus der Clever Mobil Flotte (Fotos: Stadt Aachen)