Karlspreis für von der Leyen: Begründung und Reaktionen

Published On: 20. Januar 2025

Ursula von der Leyen erhält im Jubiläumsjahr den Karlspreis. Wie das Direktorium die Wahl begründet und wie die Reaktionen ausgefallen sind, haben wir zusammengetragen.

Von Alexander Plitsch

2025 ist für den Karlspreis ein Jubiläumsjahr: Vor 75 Jahren wurde der Preis, mit dem Personen für ihren besonderen Einsatz für die europäische Integration gewürdigt werden, zum ersten Mal verliehen.

In der vergangenen Woche teilte das Karlspreis-Direktorium mit, dass in diesem Jahr EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgezeichnet wird – „eine herausragende Führungspersönlichkeit des Vereinten Europas, die die Union visionär, mutig und handlungsstark, mit Entschlossenheit und Weitsicht durch eine Zeit tiefgreifender Transformationen leitet”, wie es in der offiziellen Begründung heißt.

„Die Weltordnung verändert sich, und Europa muss handeln. Ursula von der Leyen ist die Persönlichkeit, der diese strategische Aufgabe für die Europäische Union zukommt und die sie bewältigt”, heißt es weiter. Sie habe wesentlichen Anteil daran, dass die EU Krisen epochalen Ausmaßes „geschlossen und erfolgreich“ begegnet sei.

Nach der Europawahl im vergangenen Juni sei es ihr gelungen, weite Teile der politischen Mitte hinter sich zu vereinen und eine deutliche proeuropäische Mehrheit herzustellen. „Dank von der Leyen und ihrem geschickten diplomatischen Agieren hat Europa die Gegner, Zweifler und Skeptiker in die Minderheit drängen können.“

Ursula von der Leyen selbst äußerte sich in einem ersten Statement: „Dieser Preis berührt mich tief. Denn der Karlspreis trägt Europa im Herzen, unser verlässlicher Anker in bewegten Zeiten.“ (Quelle: x.com)

 

Wir haben weitere Stimmen zur Wahl von Ursula von der Leyen als Preisträgerin zusammengestellt:

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst:
„Es gibt nur wenige Menschen, die sich so sehr der europäischen Integration verschrieben haben wie sie, die so überzeugt und überzeugend für ein geeintes, starkes und selbtsbewusstes Europa kämpfen.” (Quelle: x.com)

Armin Laschet:
Ursula von der Leyen hat in der Corona-Krise und in der Unterstützung der Ukraine Europa solidarisch zusammengehalten. In einer aus den Fugen geratenen Welt kommt es jetzt darauf an, die europäische Souveränität zu stärken.” (Quelle: Instagram)

Hermann-Joseph Pilgram, Mitglied des Karlspreisdirektoriums für die Grüne Fraktion
„In ihrer Rolle als Präsidentin der Europäischen Kommission trägt Frau von der Leyen die Verantwortung, die europäische Idee und den Zusammenhalt zu stärken, unsere Werte zu verteidigen und Europa mit dem Green Deal zur globalen Vorreiterin für erneuerbare Energien und eine zirkuläre Wirtschaft zu machen. Sie kann zeigen, dass Klimaschutz und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen können.” (Quelle: Grüne Fraktion Aachen)

Joachim Sina, Vorstand der Initiative „Pulse of Europe“ in Aachen
„Frau von der Leyen ist schon aufgrund ihrer persönlichen Geschichte eine überzeugendende wie überzeugte Europäerin. Als Bürgerbewegung verbinden wir von ‚Pulse of Europe‘ mit der Auszeichnung die Hoffnung, dass sie als Kommissionspräsidentin die zahlreichen Reformvorschläge und Ansätze zu mehr Bürgerbeteiligung unterstützt, die auf Initiative des Europaparlaments von Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Europa entwickelt wurden.“ (Quelle: Aachener Zeitung)

Zynisch klingt es dagegen bei Sahra Wagenknecht auf X (ehemals Twitter):
„Erhält Frau von der Leyen den Karlspreis für die mutwillige Zerstörung der europäischen Autoindustrie oder für die grässliche EU-Bürokratie, die immer mehr Wohlstand erstickt? Oder für ihre Impfstoffdeals mit Pfizer während der Corona-Pandemie?“ (Quelle: x.com)

 

Auch in den Medien findet die Nachricht ein großes Echo:

Redakteur Christian Rein von der Aachener Zeitung zeigt sich in seinem Kommentar zur Vorstellung von der Leyens als Preisträgerin enttäuscht. Die Wahl sei zwar wenig überraschend, aber auch wenig inspirierend. Sein Fazit: „Europa braucht Inspiration, braucht Vordenker mit Haltung, Charisma und Pack-an. Das wäre eine Botschaft gewesen, die vom Karlspreis hätte ausgehen können. Ausgezeichnet wird nun eine pragmatische Krisenmanagerin, die ansonsten im Wesentlichen den Status quo wahren will, aber keine Kommissionspräsidentin mit einer echten Vision für ein Europa 2050, mit dem Willen zu Transformation und dringend notwendigen Reformen.” (Quelle: Aachener Zeitung)

Kritisch, aber zumindest mit einem Funken Hoffnung, äußert sich taz-Kolumnist Eric Bonse: „Vor diesem Hintergrund wirkt der Karlspreis wie der krampfhafte Versuch, Europa in finsteren Zeiten ein wenig aufzumuntern. Im dunklen Schatten von Trump klammern sich die Juroren an die vermeintliche Lichtgestalt von der Leyen. Vielleicht wird sie ja wirklich noch zur ,starken Stimme Europas in der Welt’.” (Quelle: taz.de)

t-online hat sich in der Aachener Innenstadt bei einigen Bürger*innen umgehört, was sie von der Auszeichnung für Ursula von der Leyen halten – hier zeigt sich ein bunt gemischtes Bild aus Zustimmung und Ablehnung. „Da kann man nichts mit falsch machen”, heißt es da von den einen, während andere die Wahl für „ein sonderbares Signal” halten. (Quelle: t-online)

 

Bild: Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, gaben bekannt, dass die Präsidentin der Europäischen Kommission Dr. Ursula von der Leyen im Jahr 2025 mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet wird. (Foto: Stadt Aachen / Jane Kaimer)