✅ Es droht ein noch größerer Wohnungsmangel
Deutschland steckt tief in der Baukrise: Es fehlen hunderttausende Wohnungen, zugleich werden viel zu wenige Neubauten genehmigt. Das gilt auch für Aachen. yonu legt in den kommenden Wochen einen redaktionellen Fokus auf den Wohnungsmarkt.
Von Alexander Plitsch
Fakt 1: Rund 600.000 Wohnungen fehlen Berechnungen zufolge derzeit in Deutschland. Fakt 2: Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist 2023 auf den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren gefallen.
Zwei Fakten, ein Dilemma: Diese Zahlen passen nicht zusammen und zeigen deutlich, in welcher Krise der gesamte Bausektor steckt. Die Bundesregierung hat 400.000 Wohnungen pro Jahr als Ziel ausgegeben – im vergangenen Jahr waren es im Ergebnis aber nur 260.100 Wohnungen. Für dieses Jahr sieht die Schätzung ähnlich aus.
Finanzierung teuer, Material teuer: Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen haben deutlich weniger gebaut. In der Folge leidet die Bauindustrie – schon ist von einer Insolvenzwelle in der Branche die Rede. Zudem drohen in vielen Städten weiter steigende Mieten und ein noch größerer Wohnungsmangel.
Aachen: So wenige Neubauten wie noch nie
Soweit die nationale Ebene – doch wie sieht es bei uns in Aachen aus? Auch hier ist die Bau- und Immobilienkrise längst angekommen: 2022 wurden in Aachen gerade einmal 305 Wohneinheiten im Neubau genehmigt – der niedrigste Wert, seitdem die Zahlen erhoben werden. Für 2023 liegt uns noch keine Zahl vor.
Aufgrund der niedrigen Genehmigungszahlen ist bereits absehbar, dass in den kommenden Jahren neue Wohnungen auf dem Aachener Wohnungsmarkt fehlen werden. Eine Bedarfsprognose im Auftrag der Stadt Aachen kam zu dem Ergebnis, dass in den Jahren 2021 bis 2025 der Neubaubedarf bei 556 Wohneinheiten pro Jahr liegt.
„Wohnst du schon oder suchst du noch?”
Der Mangel an Wohnraum ist nicht das einzige Thema auf dem angespannten Aachener Wohnungsmarkt. Deshalb legt yonu in den kommenden Wochen einen redaktionellen Schwerpunkt auf diesen Bereich. Unter dem Motto „Wohnst du schon oder suchst du noch?” (frei nach einem bekannten schwedischen Möbelhaus) beleuchten wir diese und weitere Aspekte:
Sozialer Wohnraum: Der Anteil an Sozialwohnungen mit Mietpreisbindungen sinkt seit vielen Jahren stetig. Mit welchen Strategien gelingt es künftig, das Wohnen für alle Menschen in Aachen bezahlbar zu halten? Unter anderem gibt es Pläne für eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft.
Regionale Zusammenarbeit: Im Gespräch mit yonu hat Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen die Kooperation über Stadtgrenzen hinweg als wichtigen Schlüssel für eine Entspannung des Wohnungsmarktes genannt. Im Vergleich zu Großstädten wie München sei es bei uns noch nicht gelungen, gemeinsam mit den umliegenden Städten ein kollektives Bewusstsein als EINE Region zu schaffen. Dabei richtet sie den Blick auch über die Grenze hinweg Richtung Belgien und Niederlande.
Innovative Wohnkonzepte: Genossenschaftliches Bauen, Mehr-Generationen-Wohnen, inklusive Wohnprojekte, ein Azubi-Wohnheim oder Co-Living-Häuser – es gibt viele spannende Konzepte und Projekte in Aachen, die wir uns genauer anschauen wollen.
Barrierefreies Wohnen: Nur rund fünf Prozent der Wohnungen in Aachen sind barrierearm oder barrierefrei. Doch der Bedarf wird angesichts des demographischen Wandels in den kommenden Jahren immer weiter steigen.
Klimaschutz: Der Gebäudesektor ist für rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Bis 2030 will Aachen klimaneutral sein. Dafür wird es also entscheidend sein, bei Themen wie Neubau, Sanierung und Co. in den kommenden Jahren einen großen Fokus auf die Klimaziele zu legen.
Was fehlt in dieser Liste noch? Gibt es weitere Themen, Probleme oder Perspektiven rund ums Wohnen, die du wichtig findest und über die wir berichten könnten? Schreib uns gerne eine E-Mail mit deinen Vorschlägen an aachen@yonu.news!