Heute vor 50 Jahren: Die Straßenbahn in Aachen wird stillgelegt
29. September 1974: Nach fast 100 Jahren Betrieb ist die letzte Fahrt der Aachener Straßenbahn beendet. Die Entscheidung zur Stilllegung wurde – und wird immer noch – von vielen als Fehlentscheidung gesehen.
Von Calvin Meyer
Einst hatte Aachen ein weitreichendes und für seine Zeit modernes Straßenbahnnetz. Bis nach Eupen und Eschweiler sowie überall durch die Aachener Innenstadt verliefen die Schienen. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Netz schrittweise zurückgebaut. Die letzte Linie zwischen Vaals und Brand wurde im September 1974 eingestellt.
Dabei lief der Verkehr eigentlich gut: Manche Strecken waren nur drei Jahre vor ihrer Stilllegung neu trassiert worden. Ein Gutachten der ASEAG, das für eine extrem einseitige Betrachtung kritisiert wurde, stellte den vollständigen Umstieg auf Omnibusse aber als wirtschaftlicher dar. Folglich wurde die „unwirtschaftliche” Straßenbahn eingestellt.
Eigentlich ging es wohl ums Image: die „autogerechte Stadt” war in Mode und Straßenbahnen wurden als altmodisch betrachtet. Mit der Abschaffung wollte Aachen sich selbst als moderne Stadt präsentieren. Das Konzept, die Innenstadt für den Autoverkehr auszulegen, war 1974 aber ebenfalls schon auf dem absteigenden Ast. Nur wenige Jahre später begann in Europa eine Renaissance der Straßenbahnen.
Und seitdem gibt es auch Versuche, wieder eine Tram nach Aachen zu bringen.
Bild: Zwei Straßenbahnen der ASEAG begegnen sich am Elisenbrunnen (Quelle: Wikimedia) ,