Heute vor 15 Jahren: Erstes Heimspiel im neuen Tivoli

Published On: 17. August 2024

Am 17. August 2009 ist es soweit: Alemannia Aachen bestreitet das erste Heimspiel im neuen Stadion. Ein Umzug mit Folgen.

Von Calvin Meyer

Knapp anderthalb Jahre dauerte der Bau des neuen Tivolis an der Krefelder Straße. Die Spielstätte der Alemannia wurde am 17. August 2009 eingeweiht, erster Pflichtspielgegner war der FC St. Pauli vor 32.900 Zuschauern.

Dass dieses Spiel möglich war, war das Resultat eines mehrjährigen Prozesses. Der alte Tivoli war seit 1928 Heimat der Alemannia. Hier wurden die größten Erfolge des Vereins gefeiert und um die größten Niederlagen getrauert. Doch das nur teils überdachte Stadion war in die Jahre gekommen. Seit 2004 hatte sich der Verein um den Bau eines neuen Stadions bemüht.

„Uns war von Anfang an besonders wichtig, dass das Stadion die legendäre Atmosphäre des charismatischen Vorgängers hat. Das neue Stadion ist absolut unwechselbar”, sagte Architekt Stefan Nixdorf, dessen Entwurf das Ausschreibungsverfahren gewann, gegenüber Baunetz. Im Bewusstsein, dass ein Umzug von der Traditionsstätte Tivoli kontrovers sein würde, bemühte sich der Verein um die Einbindung der Fans. „Wir haben festgestellt, wie unterschiedlich die Sichtweisen teilweise sind. Trotzdem wurde unheimlich konstruktiv und engagiert an den Themen gearbeitet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen“, sagte der damalige Geschäftsführer Frithjof Kraemer im Juli 2009.

Neues Stadion löste nach über 80 Jahren den alten Tivoli ab

Eigentlich fand das erste Spiel im neuen Tivoli schon fünf Tage vor dem offiziellen Auftakt statt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit trennte sich Aachen mit 2:2 vom belgischen Verein SK Lierse. Auf diesen Testlauf folgte dann das Aufeinandertreffen mit St. Pauli. Die Tribünenplätze waren ausverkauft. Das erste Spiel vor den Aachener Fans endete mit 0:5 in einer enttäuschenden Niederlage für die Gastgeber.

St. Paulis Jubel und Aachens Trauer wurden jedoch vom Sturz des St. Pauli-Fans Sven Meyer überschattet. Nachdem der 38-Jährige über eine Barrikade neun Meter tief gestürzt war, wurde er mit lebensgefährlichen Verletzungen ins künstliche Koma versetzt. Meyer überlebte und kehrte im Folgejahr nach Aachen zurück, um sich für den Einsatz der Sanitäter zu bedanken.

Rückblickend ist der Umzug nicht nur aus Gründen der Nostalgie kontrovers. Der Stadionbau führte maßgeblich mit zur schweren Finanzkrise der Alemannia in den Folgejahren. 2013 stand der insolvente Verein kurz vor dem Umzug nach Jülich, weil die Miete im eigenen Stadion nicht mehr bezahlt werden konnte. 2015 kaufte die Stadt Aachen dem Verein den Tivoli zum Symbolpreis von einem Euro ab. In dieser Zeit blieben die meisten Plätze im Stadion stets leer.

Heute jedoch hat die Alemannia diese Ära hinter sich gelassen. Mit dem Aufstieg in die dritte Liga knüpft die Alemannia im neuen Tivoli an die erfolgreiche Geschichte im alten Stadion an. An den Erfolg der vergangenen Saison werden sich die Aachener sicher genauso erinnern, wie an die größten Tage im alten Heimstadion.

Dass das erste Spiel im neuen Tivoli eine demütigende Niederlage war, ist vielleicht symbolisch für das, was 2009 noch vor der Alemannia lag. Doch Trauer und Jubel gehören im gleichen Maße zum Sport. 15 Jahre später bleibt zu hoffen, dass die Feier des Aufstiegs für alle Fans der Alemannia ebenso symbolisch wird.

 

Bild: Platzsturm nach dem Alemannia-Aufstieg in der vergangenen Saison. (Quelle: 4Helden, CC BY-SA 4.0, WikiMedia)